Felix Droese

Armutszeugnisse

Felix Droese, Jahrgang 1950, ist ein international anerkannter Künstler. Er lebt und arbeitet mit seiner Frau, der Künstlerin Irmel Droese, in Mettmann bei Düsseldorf. Von 1970 bis 1976 hat er an der Kunstakademie Düsseldorf studiert und arbeitete in der Klasse von Joseph Beuys. Er hat sich immer als politischer Künstler verstanden – 1972 wurde er bei einer Vietnam-Demonstration in Köln verhaftet und zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. 1988 hat er die BRD auf der 18. Biennale Venedig mit der Arbeit „Haus der Waffenlosigkeit“ vertreten.In der Ausstellung „Kunst trotz(t) Armut“ werden seine sogenannten „Armutszeugnisse“ gezeigt. Mit der industriellen Revolution setzten zugleich große soziale Probleme ein, insbesondere die der Armut. Armutszeugnisse konnten beim Bürgermeister oder bei einer anderen Institution beantragt werden. Die materielle Not wurde offiziell festgehalten und in Hospizen usw. konnte geholfen werden. Der Staat reagierte unmittelbar und direkt auf materielle Armut. Heute kennen wir die Armenhäuser nicht mehr, aber Hartz IV. Wir kennen keine Witwen- und Waisenhäuser mehr, sondern eine große Anzahl armer Kinder wegen Hartz IV. Aus der materiellen Not ist eine geistige Armut geworden, es gibt kein Armutszeugnis mehr, sondern nur noch eine statistische Erfassung durch den Staat. Auf einem großen Bettlaken sind zwei Holzdrucke aufgetragen, eine Herzkopfform als schwarze Figur mit dem Text „opfert ihr euch“. Der Pfeil weist mit der Schrift „Mettmanner Armutszeugnis“ auf die Selbstverantwortung der Menschen hin. Gedruckt hat Droese Schwarz auf Weiß mit Ruß, Leinöl und Pigmenten. Auf einem Papierabzug wiederholt er das untere Zeichen des Armutszeugnisses, doch der Pfeil wie ein Verkehrszeichen zeigt umgekehrt, jetzt von unten nach oben.

Prof. Dieter Ronte, Bonn

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