Ingrid Bahß
Ingrid Bahß, Jahrgang 1949, lebt und arbeitet in Köln, kommt aber ursprünglich aus Ostdeutschland, wo sie bis 1983 gelebt hat. Seit 1992 beschäftigt sie sich intensiv mit der Fotografie und hat sich in ihren Arbeiten immer wieder mit sozialkritischen Themen befasst.
Die Studienzeit am Pädagogischen Institut in Magdeburg schärfte ihr Bewusstsein für gesellschaftliche Ungereimtheiten. Gemeinsam mit ihrem Ehemann organisierte sie von 1979 bis 1983 in Magdeburg Ausstellungen, Lesungen, Konzerte und Theateraufführungen, um auf diese Ungereimtheiten aufmerksam zu machen. Der Dramatiker Heiner Müller hat in ihrem Wohnzimmer Texte gelesen und der durch seine Strichmännchen bekannt gewordene Künstler A. R. Penck bei ihr zu Hause ausgestellt. 1983 wurde Familie Bahß aus der Staatsbürgerschaft der DDR entlassen.
In Köln, wo sie seitdem lebt, wohnt sie in der Nähe des „Vrings-Treff”, einer Begegnungsstätte für wohnungslose Menschen. Von Anfang an hatte sie diesem Personenkreis gegenüber keinerlei Berührungsängste, suchte vielmehr immer wieder Kontakt und baute zu Einzelnen persönliche Beziehungen auf. Sie hat das Leben dieser Menschen verschiedentlich auf Fotopapier gebannt – schwarz-weiße Momentaufnahmen, abseits des landläufigen Penner-Klischees. Fast intim wirken ihre Porträts. Die Fotos zeigen neben Gesichtern Habseligkeiten aus dem Lebensalltag wohnungsloser Menschen. Ihr Umgang mit diesen Menschen ist stets würdevoll und von Respekt geprägt, nie wird die Not und die Armut einfach nur zur Schau gestellt.
Andreas Pitz