Kiddy Citny
„Das ärgerliche an der Armut ist, das es einem die ganze Zeit raubt“
Kiddy Citny (*1957 in Stuttgart) ist als bildender Künstler und Musiker Autodidakt. Citny lebte in verschiedenen Orten in Europa wie West-Berlin, Amsterdam, London (1979), in Zürich (1980), Bern (1989/90), aber auch in Los Angeles (1993/94) und nutzte bis 2000 ein Atelier in München. Zusammen mit anderen „Mauermalern“ wie Thierry Noir wurde Citny bekannt. Citnys Mitte der Achtziger Jahre gemalten, 3,6 Meter hohen Köpfe fanden den Weg von der Mauer über Touristenfotos und Postkarten in alle Welt. Nach der Öffnung der Mauer gelangten seine Arbeiten mitsamt den betonschweren Mauersegmenten in internationale Kunstsammlungen – bis hin ins New Yorker Museum of Modern Art. Auch vor dem Märkischen Museum in Berlin findet sich eine seiner Malereien auf einem Mauerrelikt.
45 Mauersegmente waren es, die 1990 staatlich organisiert mit dem Prädikat „besonders wertvoll“ und unter Angabe der Namen Kiddy Citny und Thierry Noir versteigert wurden. Die Citny-Gesichter waren auf dem Cover des Versteigerungskataloges zu sehen.
Eine Teilstrecke der von Citny und seinen Freunden bemalten Mauer diente Wim Wenders 1987 als Kulisse in seinem Film „Himmel über Berlin“. Für den Film- Soundtrack nahm Citny auch mit seiner Band „Sprung aus den Wolken“ (unter dem Label „FAUX PAS“) das Stück „Pas Attendre“ auf. Nach der ersten Station namens „Out“ (einem Musikprojekt mit Nina Hagen, 1980) tourte Citny mit „Sprung aus den Wolken“ – anfangs im selben Programm mit den „Einstürzenden Neubauten“ – bis 1989 durch Deutschland und die westlichen Nachbarländer. In dieser Zeit praktizierte die Citny-Crew auch die heute Crossover genannte Verknüpfung von Musik, Bewegung und Malerei in videodokumentierten Performances. Darüber hinaus zählt Citny zu den ersten Künstlern, die Bilder am Computer generierten, ihre Werke auf PC- Disketten und CD-ROMs speicherten und später auch per Internet verbreiteten.Andreas Pitz