Klaus Kohn

Klaus Kohn, geb. 1957 in Rodewald/Kreis Nienburg, lebt und arbeitet als freier Fotograf in Braunschweig. In vielen seiner Portraitserienserien hat er sich mit Menschen am Rande unserer Gesellschaft befasst.

Ecce homo – Sehet, welch ein Mensch. Mit diesen Worten stellt Pontius Pilatus dem Volk den leidenden und mit einer Dornenkrone verhöhnten Gefangenen Jesus von Nazareth vor. Ein Bild der Passion. So überliefert es uns der Evangelist Johannes. Wir können in den Worten des Machthabers aber nicht nur Verachtung, sondern auch die Ehrfurcht davor hören, dass diesem Menschen eine besondere, eine göttliche Würde innewohnt.
In dieser Szene findet die christliche Grundüberzeugung ihren tiefsten Ankerpunkt, dass die Würde des Menschen, jedes Menschen, ein unverbrüchliches Gut ist. Sie hängt nicht an Macht und Erfolg, nicht an Bildung und Wohlstand, auch nicht an Gesundheit und physischer Kraft. Sie bleibt auch denen eingeschrieben, die arm und krank und an den Rand der Gesellschaft geraten sind.

Klaus G. Kohn zeigt in seinen Porträts eine besondere Sensibilität für diesen Zu-sammenhang. Indem er Hintergrund und Umgebung ausblendet, steht der Mensch ganz im Zentrum der Aufmerksamkeit. Man sieht den Gesichtern an, dass sie in durchaus extremen Lebensumständen leben. Umstände, die Spuren hinterlassen haben. Gleichzeitig schauen uns Persönlichkeiten entgegen, ästhetisch gewürdigt und aufgehoben, unverwechselbare Individuen, die Respekt verdienen, mag ihr Leben noch so fragmentiert und gebrochen sein.

In seinen Fotos entwickelt Klaus G. Kohn geradezu eine Ikonographie des Prekariats. Er zeigt Bilder des geminderten Menschseins, ohne Menschen zur Schau zu stellen. Vielmehr wird ihre ungeminderte Würde scharfgezeichnet. Auf diese Weise kommentiert seine Kunst auch die wirtschaftliche und soziale Lage in unserem Land. Der Künstler erinnert uns daran, dass der Mensch Maß und Mitte unseres Handelns bleiben muss.

Landesbischof Prof. Dr. Friedrich Weber

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