Liesel Metten

Liesel Metten, Jahrgang 1938, arbeitet seit über 40 Jahren als Bildhauerin und lebt in der Nähe von Mainz. Ihre großen, meist figuralen Bronzeskulpturen sind von vielen öffentlichen Plätzen in Mainz und Umgebung nicht mehr wegzudenken – sie sind zu einem festen Bestandteil der urbanen Kultur geworden. Anlässlich des Engagements einer befreundeten Ärztin, die ehrenamtlich einmal pro Woche wohnungslose Menschen in einem Arztmobil behandelt, hat sich Liesel Metten mit dem Thema „Wohnungslosigkeit“ befasst. Es entstanden mehrere Skulpturen, die sie „Wohnräder für Obdachlose“ betitelte und die im August 2005 zusammen mit vielerlei Entwurfsskizzen und denkenswerten Zitaten von Dichtern und Denkern in der Kunstgalerie der Stadt Mainz gezeigt wurden. „Liesel Metten zeigt in ihrer Ausstellung im weitesten Sinne ,Architektur-Utopien’ – Utopien gänzlich eigener Art, eben ihrer Art: Sozialpaläste, Luftkolonien, Wohnen in Rädern – die Bandbreite der architektonischen Utopien seit dem Ende des 19. Jahrhunderts bis in die heutige Zeit ist enorm. Aber eines haben alle Visionen gemeinsam: Sie versuchen, Probleme zu lösen. Sie gehen gegen unwürdige Lebensverhältnisse an. Darum geht es Liesel Metten mit ihren utopischen Wohnformen: ,Wohnräder für obdachlose Menschen’ … ureigene Gefüge, die der Schwerkraft trotzen – Schutzräume im Sinne eines utopischen Einhauses, das alle Lebensfunktionen umfasst … eine Ersatz-realität. ,Wohnräder’ kommen auch dem Mobilitätstrieb von Menschen zustatten, die es an ein und demselben Platz nicht lange aushalten. Das Unstete ausdrückend – eine rollende, kleine, private Welt. Die Entwurfszeichnungen zeigen stets zwei Zustände: das Wohnrad am Tage und in der Nacht. Zitat auf einem der Entwürfe: ,Das Wohnrad sollte so groß sein, dass der Obdachlose in ihm liegen kann, das Bettzeug oder der Schlafsack werden nach dem Aufstehen festgebunden, das Rad wird so gerollt, dass Stuhl und Tisch unten zum Sitzen einladen.’ Der Künstler als Fantast, der das Undenkbare denkt, der sich dem Kopfschütteln der Vernünftigen aussetzt, belächelt wird … Liesel Metten entfaltet Gedankenspiele mit kreativer Souveränität – in unterschiedlichen Entwürfen realisiert, in Styropor und Gips ebenso wie als Zeichnung oder Collage. Doch es steht nicht das ästhetische Eigenleben der Objekte im Vordergrund – Liesel Metten wartet auf Reaktionen der gesellschaftlich- relevanten Gruppen, will, dass das Angedachte von anderen – je nach Profession – weitergesponnen und weitergedacht wird.”

Dr. Otto Martin

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